Machs gut da Oben!

Als ich klein war warst du noch viel viel kleiner! Ich kann mich erinnern wie stolz ich war, weil du immer nur zu mir wolltest. Und wenn ich bei euch an der Haustüre geklingelt habe bist du hergelaufen und hast die ganze Zeit meinen Namen gerufen. Hast dich vor mich hingestellt und die Arme hochgehalten damit ich dich hochhebe. Du hast immer nur Apfelsaft getrunken und Schokolade war nur Schokolade wenn sie die violette Verpackung hatte. Beim Hipp füttern musste man dich austricksen weil du das Gemüse nicht essen wolltest, sondern nur das Fleisch. Einmal hast du mir vor Zorn in die Wange gebissen, und ich hatte drei Tage lang einen Bluterguss. Du warst mein Lieblingskind in unserer Siedlung, ich habe immer gerne auf dich aufgepasst, du warst immer lustig, hast immer das gemacht was ich wollte, weil du mich gern hattest und dann als du etwas Älter warst hast du mir gesagt dass du gerne eine Schwester wie mich hättest. Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte, weil ich wusste dass du eine Schwester hast, aber in deiner Familie einiges falsch gelaufen ist, du hast sogar einen Bruder. Aber eben nur „Halb“ und deine Eltern haben entschieden dir nichts von dem Leben vor dir zu erzählen, wieso kann ich bis heute nicht begreifen. Ich dachte immer Salzburg ist so klein, früher oder später werdet ihr euch über den Weg laufen, denn sie wissen von dir und würden diese Möglichkeit nutzen.

Das ist das Problem wenn man denkt die Zeit wird alles richten. Denn nicht alle von uns haben im Leben viel Zeit. Du hattest viel zu wenig. Aber jetzt weißt du  Bescheid, über all die Geheimnisse, ich dachte immer wenn du es erfährst wird der Zorn auf deine Eltern groß sein, aber da wo du jetzt bist gibt es keinen Zorn.

Es gibt nur Liebe und Gewissheit. Darum hoffe ich auch dass du weißt wie leid es mir tut, dass ich als ich dich das Letzte mal sah nicht zu dir gegangen bin, nicht gesagt habe:“Jetzt hätte ich dich fast nicht erkannt, weil du so hübsch geworden bist.“

Nie hätte ich daran gedacht dass es die letze Gelegenheit sein könnte, dem kleinen Jungen mit dem viel zu großen Kopf und die in die Luft gestreckten Arme, auf Wiedersehen zu sagen.

In Mondvollen Nächten

Abendrot. Abermals sich fortbewegend zwischen Vergangenheit und Zukunft, mit 200km/h, kein Wunder das einem schlecht wird.

Und während dieser vierfärbige Frühlingsabendhimmel da oben klebt und einfach nur wunderschön ist läute ich meine Erkenntnis zu einer weiteren Lebenskrise ein. Zu alt, zu erfolglos, zu zerbrechlich, zu abhängig, zu wirr, zu gepisst von dieser Ponyhof Welt, in der jeder die perfekte Beziehung, den perfekten Job und die perfekte Wohnung hat und das per Fotos und schwachsinnigen Smilies der ganzen Welt jeden Tag zum Frühstück präsentiert.

„Vielleicht geht es dir jetzt dann besser wenn du Haus und Grundstücksbesitzerin bist“, sagt sie und möchte mich damit aufbauen. Doch wie soll ich mich damit besser fühlen, ein Blatt Papier zu unterschreiben, dass mir einfach nur sagt dass der Tod ein ständiger Begleiter unseres Lebens ist und ich irgendwann wieder gegen ihn verlieren werde und der Schmerz den ich schon einmal fühlte nur die Vorband seines großen Abendauftritts war.

Und doch weiß sie was mir fehlt, sie konnte mich schon immer lesen, so leicht wie eine Klatsch-Tageszeitung die man sich gratis aus den Behältern der U-Bahn Eingänge holt.

Niemand ist gern allein mitten im Atlantik.

Wir(r) und War(r)

Die Geschichte im Kopf. Mit so vielen Wendungen und Charakteren die sich die Fantasie nicht zusammen spinnen müsste weil das reale Leben selbst sie erschaffen hat.

Eine Produktionsfirma, jahrelang in Familienhand gerät aus den Fugen. Nach drei Herzinfarkten verkauft man, unwissentlich das trotzdem noch das ganze Herz darin schlägt. Von Anfang an geteilt mit dem stillen Gesellschafter, der in der Branche immer der Größte sein wollte. Gleich alt wie das Oberhaupt der Familie, der in der Branche immer der Beste sein wollte. Beide haben ihr Ziel erreicht, doch einer von beiden wird mit dafür mit seinem Tod bezahlen müssen…

Die Tochter des Gesellschafters, strohdumm dafür hinterhältig, immer am Tee trinken hat geheiratet, mit ihrer schrillen Stimme sagt sie ja zu dem Mann dessen Firma gerade vom Konzern ihres Vaters aufgekauft wurde. Er sieht sie mit seinen stahlblauen Augen an und sagt ebenfalls „Ja“ nur seine Hintergründe sind andere…

Der verplante junge Mann, bei dem man nie genau weiß ob er heute seine Arbeit machen kann oder ob er plötzlich vergessen hat wie man die Türe zum Produktionssaal aufsperrt, verschickt um 4 Uhr Früh eine SMS mit dem Text: „Tut mir leid, ich schaffe es morgen nicht in die Arbeit. Ich bin nämlich krank im Kopf, verstehst du das?“

Die neue Geschäftsführerin die nicht plus und minus zählen kann, aber vorhat einen ganzen Betrieb zu führen lackiert sich gerade in Ruhe die Fingernägel. Immer in Lack und Leder bekleidet springt sie plötzlich wie von der Tarantel gestochen von ihrem Schreibtisch auf, rennt ins Lager, zückt ihr Handy und macht ein Foto der Halle um es ihrem verheirateten Liebhaber mit dem Text:“ Du magst es doch dunkel und feucht“ zu schicken.

Die dicke von allen gefürchtete Finazchefin vom Mutterkonzern rückt an. Auf ihren Kopf sprießen ganze 3 Haare, es scheint so als hätte sich der Haarwuchs der Dame einfach vom Kopf auf ihr Kinn verlagert. Sie will nach dem Rechten sehen, und bekommt gleich mal eine Sachertorte in die Hand gedrückt damit sich die Laune verbessert.

Dann gibt es doch tatsächlich noch einen Guru auf den Seiten der Anderen, der scheinbar die Zukunft herausfinden kann. Wo sitzt eigentlich der Maulwurf, der die Konzernzahlen weiter gibt? Und wie lange wird der russische Mafiaboss dem ganzen Treiben noch zusehen bis der erste Kopf rollt?

… und ich sitze da und denke darüber nach ob diesen Krimi überhaupt jemand lesen will, er ist ja nicht mal erfunden. Könnte ich ihn schreiben würde ich es tun, aber es gibt Dinge die sind etwas zu groß, genau wie das Magengeschwür des Juniorchefs.

Prolog

Abends, ich koche gerade Spaghetti und streue zum Grande Finale noch den Basilikum darüber, während er zeitgleich mitten unter der Behandlung vom Zahnarztstuhl aufsprang um zur Wohnung zu laufen. So sollte unser geplanter Kinoabend ganz anders verlaufen, aber das wusste ich bis dahin noch nicht. 

Schon Tage zuvor zogen immer mehr Wolken auf und nichts war zu Beginn klarer als dass sie sich sofort wieder lichten würden um schlussendlich dem strahlend blauen Himmel den Weg frei zu machen. Wie sehr wir uns in dieser Illusion täuschten, wussten wir da noch nicht. Tagelang war die Stimmung in den Produktionshallen aber auch in jedem Büro der Firma deutlich zwischen Angst und Galgenhumor spürbar, doch der Geruch von einem bevorstehenden Krieg lag schon in der Nase als wir die mit Schokolade überzogenen Glückspilze an die Mitarbeiter austeilten. 

Keine Fehler machen, 2 Schritte vor ihr sein, einer Frau der man sowieso nicht zutraut außer dass sie  ihr eigenes Xing Profil bearbeiten kann um noch im Probemonat ihre Position als CEO an die Wall zu prangern. Sie kann doch nichts, außer sich hochvöglen, wie sollte so eine gegen die Familie ankommen? Gegen Leute die seit 15 Jahren eine Firma zum Erfolg führen. Gelächter, doch irgendetwas stinkt hier. 

Stinkt vom deutschen Gesellschafter hin bis zum Himmel. Was sie wirklich vorhaben wissen wir nicht, hier weiß man nur dass man nicht mehr weitermachen kann. Um diese Scherben zu kitten, würden nicht einmal alle Superkleber dieser Welt ausreichen. Die zwei vergangenen Wochen saugen einem langsam aber sicher das Mark aus den Knochen. Auch der Geist hat viele kurzzeitig verlassen, weil viele Gedanken die greifbar werden nicht zu tragen sind.  Blaue Lichter die versuchen die Nerven aufzusammeln die am Weg verloren gegangen sind. Haustürschlüssel, Autoschlüssel und Hunde, die gesammelt und wieder aufgeteilt werden. 3 schwarze BMWs die bei Nacht und Nebel für den Showdown bereitstehen. Die Flüge sind gebucht. 2.0 ist nah, näher als man es sich immer erträumt hat. Vor der Freiheit kommt der Fall und erst wenn man nichts mehr zu verlieren hat macht das Leben wieder Spaß. 

Wir sind bereit. 

Abschied

Eigenartig, mit schreiendem Terminkalender zurück in der ruhigen Stadt. Es hat sich nichts geändert nur die Basis fehlt. Die Wohnung leer, aber voll mit Erinnerungen an vergangene Zeiten voller Tumult und Trubel. Ich lebte schon in ihr, als noch andere Leute darin wohnten. Heute kann ich meine eigenen Schritte nachhallen hören. Dieses Zuhause ist geschlossen, wie ein Lieblingslokal das plötzlich leer geräumt ist und an der Eingangstüre ein großer Schriftzug zur neuen Vermietung steht. Ich stehe davor, mache einen letzten bedeutungsvollen Atemzug drehe mich um und gehe, voller Dankbarkeit und Erinnerungen an unvergessliche Tage, mit dem Wissen hier nicht mehr hin zu gehören. Kein Wehmut, keine Übermut, nur Mut. Das muss reichen.
Freunde treffen jeder will einen sehen, so als würde man sich nie wieder sehen obwohl nur 300 Kilometer dazwischen liegen. Ständig wird man umarmt, beglückwünscht oder kritisch hinterfragt. Eine Sippe zu verlassen ist nicht leicht, auszusteigen noch viel schwerer. Ruhe findet man in den Tagen Schlussendlich nur am Grab der geliebten Großeltern sie sind die einzigen die keine blöden Fragen stellen, Chillout und ein bisschen Weihnachtsstimmung am Friedhof gemeinsam mit den wahrscheinlich am weitesten gereisten, die wissen eben alle dass ein Umzug in eine andere Stadt kein endgültiges Ende ist.

Jetzt das Ändern leben

Kurzmitteilung

Jetzt das Ändern leben!

Salzburg, du warst ausgelutscht bis zum letzten Tropfen. Nichts was einen noch nähren konnte.  Zuletzt ganz und gar ohne Höhen ohne Tiefen, nicht einmal mehr leiden hast du mich lassen. Nichts.
Nicht die kleinste aufregende Kleinigkeit, die sich ein bisschen aufplustern ließ um darin aufgehen, die es wert gewesen wäre noch einmal zu erzählen und mit den Gedanken dazu umarmt unsterblich zu machen.

Seitenwechsel. Im Osten weht der Wind rauer. Leute wohin man auch Blickt. Sie sind deutlicher, in ihrer Zu- wie Abneigung. Die Stadt ein sich ständig bewegender Koloss. Alles ist schnell, laut, unbekannt.

Doch Wien kann auch anders. Und so zaubert die Stadt zur rechten Zeit Totenstille für dieses malerische Bild am See hervor. Im Hintergrund die leuchtenden Türme der Stadt. Über uns ein Vogelmeer das in kreisenden Zügen die Nacht begrüßt. Mein liebster Freund und Nerd hat mir einmal gesagt dass hier die Stadt lebt, und wenn man möchte lebt man auch mit ihr und dann sieht man ganz wunderbare Dinge und verzauberte Momente. Ich greife nach seiner Hand und begrüße den ersten unvergesslichen Moment in meiner neuen Heimat.

Die Bitte um Früher

„Einfach sterben zu können muss schön sein“ stand in diesem Heft, welches man uns mit ihren letzten Habseeligkeiten aus dem Krankenhaus mitgab als es endlich vorbei war, als sie es geschafft hatte.
Aus gegebenen Anlass kaue ich heute wieder und immer wieder diese Worte in meinem Kopf durch ohne sie runterzuschlucken. Großeltern haben Präsenz ein ganzes Leben lang, immer wieder denkt man an die besten Kuchen, lustige Geschichten, an „alles zu dürfen“,  ihren Enkel-Stolz, und an ihre Eigenheiten, da ja alle auch etwas verrückt sind, was ja das Alter beim Menschen mit sich bringt.  Tausende Geschichten schwirren durch meinen Kopf, alle voll mit Abenteuern aus der Kindheit, Gerüche, Farben, Lachen und sie alle im Hintergrund. Doch in Wirklichkeit waren sie die Regisseure eines wunderbaren Früh- und Mittkindheitstraums.

Man verliert sie alle, viel zu früh. Immer. Jeden.

Und auch wenn nun der letzte Part einer Großeltern Ära zu Ende geht. Wünsche ich das auch sie endlich gehen kann. Einfach so über Nacht und ohne weitere Schmerzen. Bitte. Alle vier, viel zu früh und doch hätte ich mir bei dreien gewünscht es wäre noch schneller gegangen. Weil ihr mich mit großg(ver)zogen habt und es einfach ganz wunderbar war, so voller Liebe und doch noch einfach wie Früher. Weil ich es jedem immer gewünscht habe.

Großeltern – frei.

 

Frei Hand

Atmen, ruhig und tief wenn die Gedanken laut und weit sind.
Lächeln, wenn die Krise kommt und einen an der Hand nimmt.
Still sein,  in schönen Stunden die kein Drama für den Zauber benötigen.
Gehen, wenn man dazu bereit ist weil man den Moment lieber stehend und  staunend verbringen will.  

Alles ist selbstgemacht, was mich verletzt bestimme immer noch ich selbst.
Wenn die Zukunft vorhersehbar wäre könnte es sein dass man gar nicht mit ihr mitgehen will, warum sie also enträtseln wollen?
Irgendwie der Realität ein Schnäppchen schlagen, ich könnte sie zu mir einladen ihr Tee servieren und heimlich Pfeffer hineingeben. Vielleicht kommt dann Freund Zufall vorbei, denn er ist immer auf der Suche nach Gelegenheiten sich schlapp zu lachen. Was treibt eigentlich Leo so? Ob der schon groß geworden ist? Ich habe letztens Herrn H. gesehen, ich glaube er ist Vater. Warum vermehren sich alle zur Zeit? Und warum ist dieser Wunsch von mir weiter weg als jemals zuvor?  Was wohl meine Liebste im Himmel so treibt? Und ob meine Panikattacken einfach nur Nachbeben sind? Da muss man gefinkelt aufpassen, denn die können ganze Atomkraftwerke sprengen.

Atmen, ruhig und tief wenn die Gedanken laut und weit sind.